Musiktherapie

“Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.”

V. Hugo

Wir alle wissen, dass Musik einen großen Einfluss auf unsere Gefühle hat. Ein trauriges Lied stimmt uns melancholisch, während ein anderes uns die Motivation für den Hausputz verschafft. Wer selbst Erfahrung mit dem Musikmachen hat oder ab und zu singt, kann bestätigen, dass dieser Effekt noch verstärkt ist. Hier setzt die Musiktherapie an. Beim Musizieren können Menschen mit Traumata und anderen psychischen Erkrankungen Dinge zum Ausdruck bringen, die auszusprechen ihnen sonst schwerfällt oder über die sie mit Worten gar nicht reden können.

Musik als Therapie

Dadurch, dass Musik bei uns Gedanken, Gefühle und Erinnerungen auslöst, wird sie als Therapiemethode eingesetzt und dient als Ergänzung von Sprache und kann diese ersetzen. Instrumente werden hier zum Mittel für Kommunikation und Austausch und Patient:innen können die eigene Kreativität entdecken und freien Lauf lassen. Unsagbares hörbar zu machen, ist eine Erleichterung, unabhängig davon, ob man Musiker:in ist oder sich für unmusikalisch hält. Im Anschluss wird das Gehörte oder Gespielte besprochen und eingeordnet.

Tatsächlich ist Musiktherapie in Deutschland eine sehr beliebte Behandlungsform, die in vielen psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen zu finden ist. Sie kann in einer Gruppe von drei bis sechs Teilnehmer:innen oder allein mit Therapeut:innen stattfinden. Dabei geht in erster Linie um die Aktivierung und Bearbeitung emotionaler Prozesse. Aber auch der zwischenmenschliche kommunikative Prozess des Austausches spielt eine Rolle.

Ziele der Musiktherapie

Die Musiktherapie hat ganz allgemein die Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung der Gesundheit von Körper und Seele zum Ziel. Konkret kann sie dabei helfen, körperliche und seelische Belastungen zu lindern und sowohl die Konzentration als auch die Stimmung von Patient:innen zu verbessern. Die Kreativität der musikalischen Arbeit bringt eine gestärkte Selbstwahrnehmung und eine verbesserte Persönlichkeitsstruktur mit sich. Unaussprechliches wird in Klang gefasst, und die Therapie kann Spannungen und Affektstörungen mildern.

Nicht nur die eigenen emotionalen Prozesse werden hier aktiviert und bearbeitet, sondern sie werden auch gespiegelt und eine Interaktion mit der/dem Therapeut:in findet statt. Ob in der Gruppe oder nur mit der behandelnden Person, die Fremdwahrnehmung der eigenen Handlungen, die Kommunikation und das Gruppenerleben sind heilsam. Zu den psychischen Erkrankungen, die mit Musiktherapie behandelt werden können, zählen unter anderem auch Begleiterscheinungen von PTBS wie Depressionen, Angststörungen, Essstörungen und Persönlichkeitsstörungen.

Wie sieht so eine Therapie aus?

Generell kann man Musiktherapie in zwei Bereiche unterscheiden: den rezeptiven und den (inter)aktiven. Von rezeptiver Musiktherapie spricht man, wenn die Behandlung aus verschiedenen Interventionen besteht. Hier steht vor allem das Hören der Musik im Vordergrund und Patient:innen wird Musik live oder von einem Tonträger vorgespielt. Die rezeptive Musiktherapie wird hauptsächlich bei Patient:innen eingesetzt, die nicht mehr spielen wollen oder können. Die aktive Musiktherapie wird allerdings weitaus häufiger angewandt.

Sind Patient:innen selbst aktiv, handelt es sich in der Musiktherapie meist um Improvisationen. Hier gibt es wiederum drei Bereiche, man unterscheidet stützende, empathische oder konfrontative Spieltechniken. Auch wenn sie alle im Kern gemeinsames Handeln, Kommunikation und emotionale Resonanz zum Ziel haben, unterscheiden sie sich in ihrer Herangehensweise und Intensität und werden situationsabhängig angewandt.

Den musikalischen Ausdrucksweisen sind bei der Musiktherapie keine Grenzen gesetzt, oft kommen Instrumente wie Trommeln, Small Percussion, Stabspiele, Saiteninstrumente, Blas- und Tasteninstrumente zum Einsatz. Es ist aber auch Raum für digitale Medien oder den eigenen Körper als Instrument. Hier kommen Hände, Füße und die eigene Stimme zum Einsatz, ganz wie PatientInnen es sich vorstellen.

Quellen

https://www.schlosspark-klinik-dirmstein.de/therapieangebot/musiktherapie/ https://boerdekreismusikschule.de/angebot/musiktherapie/ https://www.musiktherapie.de/arbeitsfelder/psychosomatik/

https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/glossar/?tx_mksglossary_pi1%5BshowUid%5D=25&cHash=7f6037fa48d0f7fd1061c6159ad2d15b

Tucek & Fritz-Ipsmiller: Musischer Ansatz. (2019).

Reuster et al.: Ergotherapie, Kunst-, Musik-, Sport- und Bewegungstherapie bei psychischen Störungen. (2017).