Was tun?

Als Erwachsener steht man nun vor der Herkulesaufgabe, diese Verarbeitungsmechanismen nachlernen zu müssen, um eine gesunde emotionale Regulation und Impulskontrolle zu erlangen. Die ganzen angestauten Schocks, die in Wirklichkeit (nicht als solche wahrgenommene) Wut sind, müssen durch einen Prozess mit Erwachsenenbewusstsein und Achtsamkeit aufgearbeitet werden.

Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Eine dezidierte Traumatherapie, die ich als Erstes dringend anrate, weil man damit sehr viel Zeit spart, auch wenn man sich selbst und seine Schamgefühle überwinden muss. Diese gibt es als ambulante und stationäre Therapie beim Psychologen oder in einer Psychosomatischen Klinik. Inzwischen sind “dank” Corona Therapeuten dazu übergegangen, Onlinesitzungen für Patienten anzubieten. Das macht eine Exposition in der Öffentlichkeit unnötig.
  • Andere Psychotherapieformen, um die ganzen Begleiterscheinungen, die mit den Traumafolgen einhergehen, aufzuarbeiten. Da das komplexe PTBS (englisch: complex PTSD) in den Diagnosehandbüchern bis jetzt noch kaum oder gar keine Erwähnung findet, werden deshalb oft zunächst andere Diagnosen gestellt. Dazu zählen die Borderline-Störung, das nicht-komplexe PTBS, dissoziative Störungen, Depressionen, Angst- bzw. Panikstörungen sowie Sucht- und Zwangserkrankungen.
  • Ganzheitliche Betrachtung bietet Ayurveda – hier wird auf den Ausgleich von Körper, Seele und Geist geachtet. Die Behandlung erfolgt, indem die drei Doshas ausgeglichen werden: durch eine bestimmte Ernährung je nach Typ, naturheilkundliche Medikamente und Meditationen, Musik oder Ruhe. Es gibt sogar Ayurveda-Kliniken, in denen man sich als Privatpatient oder Selbstzahler verwöhnen lassen kann.
  • Meditationstechniken, mit denen man sich Stress bewusst macht und ihn reduziert. Dazu gehört das bewusste Atmen, EFT/Tapping, Holistic Breathing, Videos/Apps mit Affirmationen, Safe-space-Meditationen oder Naturgeräuschen etc. Achtsamkeitsmediationen helfen, sich Gefühle bewusst zu machen und ins Hier und Jetzt zurückzufinden, wenn man den Bezug zur Realität zu verlieren droht. Hierzu zähle ich auch die Familienaufstellung nach Bert Hellinger.
  • Körperliche Techniken, mit denen man sein eigenes Unterbewusstsein aufräumen kann, indem man sich in eine Art Trance oder Autohypnose versetzt, z.B. Autogenes Training, EMDR oder Progressive Muskelrelaxation.
  • Irgendeine Art von Sport oder Dehnungsübungen, mit denen man über den Körper an seine unverarbeiteten Emotionen herankommt. Diese werden oft im Beckenbereich gespeichert, weshalb alle Sportarten, bei denen das Becken mobilisiert wird (Tanzen, v.a. Samba, Laufen, Yoga) geeignet sind. Ideal auch bei Depressionen ist Laufen oder Kampfsport (MMA genauso wie Tai Chi). Aber auch schon reines Sich-Schütteln im Stehen über ein paar Minuten kann heilsam sein.
  • Massage und Physiotherapie, durch die Spannungen und emotionale Blockaden auf der körperlichen Ebene gelöst werden können, sind brauchbar. Das betrifft vor allem Schuldgefühle im Schulter-Nacken-Bereich, die einen herunterziehen. Zudem bieten Physios Gruppentherapien im psychosomatischen Bereich an, in denen man entweder Dampf ablassen kann oder überhaupt in Bewegung kommt, statt die weiße Wand anzustarren, und ein besseres Verhältnis zu seinem Körper entwickelt, indem man ihn in der Bewegung spürt. Selbst ein Shiatsu-Massagekissen im Rücken kann Erleichterung bringen.
  • Sollte man durch die emotionalen Probleme oder den sexuellen Missbrauch Gewichtsprobleme bekommen haben, empfiehlt sich ein Blick auf die Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten. Eine Tracking-App für Kalorien und/oder gelaufene Kilometer kann bei Übergewicht helfen. Bei starkem Untergewicht und/oder schwerwiegenden Ernährungsstörungen ist eine medizinische Behandlung vonnöten, weil die seelische Komponente der Erkrankung jede körperliche Entwicklung zunichte macht.
  • Relativ neu auf dem Markt – und daher noch nicht so bekannt – sind technische Hilfsmittel wie RadionikBesendungen. Damit wird auf der quantenmechanischen Ebene das Energieniveau verändert und die schädlichen Informationen, die sich als Frequenz im Energiefeld befinden, geändert und durch positive Informationen ersetzt. Da sich Energie ständig in Masse umwandelt und umgekehrt (Einsteins Spezielle Relativitätstheorie), hat diese Informationsänderung langfristig auch einen Effekt auf den Körper. Leider gibt es noch keine wissenschaftlichen Studien über die Wirksamkeit der Methode (Stand: Mai 2021). Es handelt sich daher nicht um eine naturheilkundliche oder gar medizinische Behandlung.
  • Auch andere Formen von Licht und Sound können einen positiven Einfluss auf Körper und Geist haben: von einer Tageslichtlampe bei Depressionen bis hin zu einem Solfeggio-Frequenz-Generator als App auf dem Smartphone sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
  • Letztlich führt auch der Mut zur Eigeninitiative zum Erfolg: Sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, ist die “halbe Miete”. Dieses Infoportal, social media (insbesondere TikTok), aber auch Instagram oder Gruppen auf Facebook: die Möglichkeiten sind vielfältig, wenn es darum geht, Informationen zu Ihrem Thema zu bekommen.
  • Verlieren Sie nicht Ihren Humor! “Humor hilft heilen”, weiß Dr. Eckard v. Hirschhausen. So schwer die Situation auch zu bewältigen sein mag, Humor – und seien es Galgenhumor oder Sarkasmus – gibt einem den nötigen Abstand zum Geschehen und lässt einen sich selbst und die Lage von außen betrachten.
  • Darüber hinaus empfehle und bespreche ich auf der Website in unregelmäßigen Abständen Bücher zu den Themen, durch die ein Komplexes Trauma ausgelöst werden kann, z.B. Narzissmus der Eltern, Judenverfolgung, Suchterkrankungen der Eltern, in eine religiöse Sekte hineingeboren zu werden, Kinderpornographie, narzisstische/psychopathische Partnerschaften (mit/ohne Kinder/n), das Entdecken von LGTBQ+ bei sich mitsamt Outing etc.
  • Die weltweite politische Lage in Bezug auf die Gesetzgebung ist nicht rosig, was die Verteidigung von Trauma-Opfern nicht einfacher macht. Viele Mechanismen, die zu körperlichem, emotionalem, geistigem, spirituellem und finanziellem Schaden führen, sind in der Gesetzgebung schlecht bis gar nicht repräsentiert. Hier gibt es massiven Nachholbedarf, um die gefühlte Unfairness auszugleichen!
  • Zu guter Letzt hat man beim komplexen Trauma leider auch so gut wie immer mit Kriminalität zu tun, für die man spezielle Anwälte braucht. Die Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Anwalt gestaltet sich dabei als besonders schwierig, weil nur bestimmte Leute als Gutachter vor Gericht auftreten dürfe, die oft nicht gleichbedeutend mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten, sondern unabhängig sind. Auch der Datenschutz spielt eine Rolle, dessentwegen bestimmte Informationen nicht ausgetauscht werden können.